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Siedlungsgeschichte von Ihringen

 
Von allen eigentlichen Kaiserstuhlgemeinden hat Ihringen die größte Gemarkung. Diese zieht sich mit dem weitaus größten Teil über die Höhen und Täler des Kaiserstuhles hin; nur im Süden erstreckt sie sich ein Stück weit in die Ebene des Riedes hinein, wo die Hallstattgrabhügel liegen, und ein ziemlich schmaler Streifen legt sich um den Südwestzipfel des Kaiserstuhles herum.
Für dieses Gebiet lassen sich bis jetzt nicht weniger als 14 alemannische Siedlungen namhaft machen. Es sind :
3 -ingen-Orte: Kettingen, Breitingen und Schenningen
7 -heim-Orte: West-, Nord-, Ost-, Bach-, Brüt-, Ried- und Schacheim
1 -hofen-Ort: Scherkhofen
1 -weiler-Ort: Bettweiler
1 -ried-Ort: Güttisried
1 -tal-Ort: Wolptal
Zu den -ingen-Orten wäre eigentlich noch als 15. Siedlung oder richtiger als erste die des Uro (= Ihringen) hinzuzuzählen, die offenbar die ursprünglichste war und die schließlich der ganzen späteren Gemeinde den Namen gegeben hat. Auch sie, und sie zuerst, wird zu einem Siedlungskern geworden sein, an den sich mit der Zeit neue Höfe und Häuser angeschlossen haben. 
Ein Teil dieser Siedlungen ist ausgegangen, der andere Teil im heutigen Dorfe aufgegangen.
Versuchen wir nun festzustellen, wo die Örtlichkeiten lagen.  (siehe Grafik)
Der Kern einer Siedlung oder, wenn dieselbe mehr als einen Kern hatte, wenigstens ein Kern derselben ist immer bei der Kirche zu suchen; denn der, der sie erbaute, stellte sie erfahrungsgemäß immer neben seinen Hof, von dem sie gewöhnlich nur ein Teil war. Die Ihringer Kirche des Hoch- und Spätmittelalters stand nun sicher schon an der Stelle der heutigen, das ergibt sich deutlich daraus, daß sie schon im Jahre 1327 eine Klose besaß, und der heutige "Klosen" genannte Ortsteil sich östlich und südöstlich an die Kirche anschließt. Diese war einst dem hl. Martin geweiht. Wir können das erschließen aus dem Berain des Klosters Adelhausen vom Jahre 1423 , wo von einem Viertel Matten die Rede ist "lit an den aspen nebent sant martin". Im Jahre 1356 ging die Kirche von dem Benediktinerinnenkloster St. Margret in Waldkirch an das Deutschordenshaus in Freiburg über. Der Hof des Klosters stand östlich der Kirche und ganz nahe bei ihr in der Küngsgasse (heute Königsgasse). Wir entnehmen diese Nachricht dem Berain des Klosters St. Blasien vom Jahre 1381. Die Bezeichnung dieser Gasse ist zu beachten; sie deutet, wie der Kirchenpatron, auf ehemaliges fränkisches Fiskalgut hin. Und tatsächlich schon die erste geschichtliche Nachricht, die wir über Ihringen besitzen, meldet uns, daß Kaiser Otto der Große am 21. Februar 962 dem Bischof Konrad von Konstanz seinen Besitz zu Ihringen, zu Maurach (bei Denzlingen) und zu Buggingen mit Kirchen, Gebäuden und den üblichen Zugehörungen schenkte. Die Ihringer Kirche ist zwar in dieser Urkunde nicht ausdrücklich erwähnt. Sie mußte es auch nicht bei dem damals noch in voller Blüte stehenden Eigenkirchenrecht; denn die Kirche galt unter demselben nur als Zubehör eines Hofes. Eine Urkunde vom Jahre 1155, in der Kaiser Friedrich I. dem Konstanzer Bischof bzw. seinem Domkapitel seine Besitzungen bestätigt, nennt aber ausdrücklich die curtis in Muren cum ecclesia und die curtis in Buggingen cum ecclesia.
Wir können daraus entnehmen, daß die Kirchen zu Maurach und Buggingen schon zur Zeit Ottos des Großen bestanden und zu den Höfen gehörten. Das gleiche wird für Ihringen zu gelten haben. Wenn 1155 der Hof, nicht aber die Kirche zu Ihringens erwähnt wird, so wohl deshalb, weil sie sich nicht mehr im Besitz des Bistums Konstanz befand, sondern schon an das Kloster in Waldkirch übergegangen war. Das Gut an den drei genannten Orten, das Otto der Große im Jahre 962 an den Bischof von Konstanz gab, war um die Mitte des zehnten Jahrhunderts im Besitz des Grafen Guntram gewesen und diesem in der Pfalz zu Augsburg vor dem Jahre 962 wegen seines Vergehens abgesprochen worden. Es war also Fiskalgut, und wir dürfen annehmen, daß es bei den Ereignissen des Jahres 746 (Unterwerfung der Alemannen unter das Frankenreich durch Pipin und Karlmann) aus dem Besitz eines freien Alemannen in fränkischen Königsbesitz übergegangen war. (Der Hof umfaßte nicht das ganze Dorf; das ergibt sich aus dem Vorhandensein eines zweiten Siedlungskerns um eine andere Kirche. Vgl. das Folgende.) 
Die auf Fiskalboden stehende Martinskirche war aber nicht die einzige des Ortes im frühen Mittelalter. Es bestand vielmehr noch eine zweite. Der ehemalige Standort derselben ist angegeben durch den Flurnamen "Kilchhofen", der unmittelbar westlich des mittleren Teiles des Oberdorfes vorkommt. An dieser Stelle sind schon mehrmals Gräber gefunden worden. Ganz in der Nähe, am Abhang des Krebsberges, ist vor mehreren Jahren ein vorgeschichtliches Grab aus der Bronzezeit festgestellt worden. Wir haben hier also uralten Siedlungsboden vor uns. Südlich der Flur "Kilchhofen" schließt sich die Flur "Kilchgraben" an, die bis zur Breisacher Straße hinabgeht. Die Kirche, die einst hier in Kilchhofen stand, ist weder im Liber decimationis von 1275 noch in einem der späteren kirchlichen Steuerverzeichnisse enthalten. Das ist nicht verwunderlich, denn schon der Adelhauser Berain von 1327 nennt dreimal einen öden Kilchhof : "6 manshauet bi dem öden kilchoue", "anderthalb lit daran der oed kilchhof" 
und "10 manshauet hinter dem oeden kilchof". Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß damit die heutige Flur "Kilchhofen" gemeint ist. Sonst kennt dieser Adelhauser Berain nur eine Kirche zu Ihringen ". Beachtenswert ist, daß die Ihringer bis auf den heutigen Tag nicht "Kirchhofen", sondern "Kilchhofen" sprechen. Sie haben also die mittelalterliche Aussprache hier bis heute festgehalten, während sie sonst "Kirche" und nicht "Kilche" sagen.
Im Adelhauser Berain von 1327 ist die Kirche nur indirekt genannt ("Kilchhof") und eine andere urkundliche Erwähnung derselben ist bis jetzt nicht bekannt. Trotzdem können wir mit einiger Sicherheit den Patron derselben nennen: Es ist der hl. Johannes, ohne Zweifel der Täufer und nicht der Evangelist. Heute kommt nämlich der Vorname Hans bei den Ihringern noch außerordentlich häufig vor, sogar in der Form "s Hansen Hans". Früher war er noch viel stärker vertreten; denn von den im Jahre 1327 genannten Ihringer Männern, ungefähr 45, tragen nicht weniger als 28 diesen Namen. Eine solche Beobachtung habe ich bis heute noch in keiner anderen Gemeinde des Breisgaus gemacht. Johannes der Täufer aber gehört zu den (verhältnismäßig wenigen) Patronen der ältesten Kirchen unserer Heimat. Wir sehen daraus, wie die Überlieferung in Ihringen recht haben muß, wenn sie die Flur Kilchhofen als die Stätte der ältesten Kirche des Ortes angibt. Aus dieser Beobachtung ergibt sich aber auch, wie wichtig die Flurnamen für die Erforschung unserer Heimat sind. Sie sind so wertvoll wie die geschriebenen Urkunden. Wir können sie als ungeschriebene oder gesprochene Urkunden bezeichnen. Bei acht der alten Ihringer Siedlungen können wir mit Sicherheit, wenigstens mit einiger Sicherheit, genau den Ort angeben, wo sie lagen, während für die anderen diese Sicherheit nicht besteht und ihre Lage, wenn auch mit guten Gründen, nur vermutet werden kann. Von den ersten acht sind Bachheim, Nordheim, Ostheim und Scherkhofen bestimmt im heutigen Ort aufgegangen. Beginnen wir mit den ersten acht, deren Lage wir sicher kennen:

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1. Nordheim 
Nach dem Adelhauser Berain von 1423 müssen wir diese Siedlung an einem Bache suchen. Dort ist nämlich genannt ein Haus und ein Garten "lit in Northeim und stost uf die Bach unter Claus sniders hus" . Nachher sind nochmals zwei Häuser in Nordheim erwähnt. Im Adelhauser Berain von 1327  kommen elf Häuser in Nordheim vor. 
Durch das Dorf fließen zwei Bäche. Von Nordosten kommt der Wetzentalbach, der aber hier nicht gemeint sein kann, da er bloß den östlichen Teil des Dorfes berührt, wo Scherkhofen liegt. Es kann sich nur um den nördlich des Dorfes entspringenden Bach handeln, der das Oberdorf durchfließt und an dem auch Bachheim zu suchen ist. Schon der Name Nordheim legt dies nahe. Nordheim kann nur das heutige Oberdorf sein oder wenigstens der östliche Teil davon, der direkt am Bache liegt. Die Siedlung in Nordheim bestand im Jahre 1423 noch; denn der Adelhauser Berain aus diesem Jahre nennt ja, wie wir oben sahen, vier Häuser daselbst, die damals noch standen. Dieser Teil von Ihringen weist (wie andere sichtlich alte Teile) kleine, ineinander geschachtelte, winklige Häuser auf. Sie reichen natürlich nicht ins Mittelalter zurück, aber sie wurden einst nach Krieg und Brand auf den alten Hofstätten des Mittelalters wieder aufgebaut. 
Von der Flur "Kilchhofen" aus gesehen liegt Nordheim nicht nördlich, sondern genau östlich. Seinen Namen hat also Nordheirn nicht mit Bezug auf die Siedlung bei "Kilchhofen", sondern von einer solchen bei der Martinskirche oder einer anderen westlich davon erhalten. So läßt der Name einen Schluß auf das relative Alter von Nordheim zu.Nach der Himmelsrichtung genannte Orte kommen häufig vor.

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2. Ostheim 
Über die Lage des im heutigen Dorfe aufgegangenen Ostheim gibt uns der Adelhauser Berain von 1327 guten Aufschluß. Gegen Westen erstreckte sich die Siedlung wenigstens bis zur Schlichtengasse, die beim heutigen Friedhof und westlich desselben vom Dorf hinauf in den Berg nach Norden führt. Denn der Berain nennt ein Haus und einen Garten "in Nostheim, da lit einhalb bi Slithegasse" (der Anfangsbuchstabe N von Nostheim ist aIs Angleichung an die Präposition in zu enklären). Nach Osten erstreckte sich Ostheim wenigstens bis zum oberen Anfang des Scherkhofer Weges; denn derselbe Berain führt ein Haus und einen Garten an "in Nostheim, da lit einhalb bi 1 hus und 1 gart, der ist der Lenzinun, und anderhalb eine gasse heist scherkofen". Der Berain nennt 16 Häuser dieser Siedlung. Sie ist also schon im Jahre 1327 ziemlich groß gewesen. Auch der Adelhauser Berain von 1423 erwähnt wieder ein Haus und einen Garten "lit in Nosten, stosst uf Schlichtengassen". Heute heißt der Ortsteil "Im Ostele". (Vgl. Ostheim bei Kaysersberg im Elsaß. Ostheimer Grund als Flurname auf der Gemarkung Ziegelhausen und Schönau bei Heidelberg. Osterburken, Stadt im Bauland. Osterbach, Gemeinde Einbach bei Wolfach im Kinzigtal u. a.)

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3.Scherkhofen 
hat sich schon im Mittelalter an die Siedlung Ostheim angeschlossen und zog von derselben ungefähr am östlichen Ende nach Süden, an der Scherkhofer Gasse entlang, freilich wohl nur an dem nördlichen Teil dieser Gasse, denn die Häuser des südlichen Teiles sind erst in neuerer Zeit dazu gekommen. Die Häuser des nördlichen Teiles zeigen in Lage und Gestalt ein sehr altertümliches Gepräge; sie sind so klein und winklig angelegt wie die Häuser im alten Nordheim. Der Tennenbacher Berain von 1341  nennt zwei Häuser in Scherkhofen, der Adelhauser von 1327 vier .

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4. Bachheim
ist der Ortsteil südlich von der Kirche, rechts und links der Straße. Heute noch ist die Bezeichnung "im Bachen" dafür gebräuchlich. Hier fließt der von Nordheim kommende Dorfbach hindurch und von ihm hat die Siedlung ihren Namen im Gegensatz zu den anderen sechs –heim Siedlungen erhalten. Der Adelhauser Berain von 1423 nennt ein Haus mit einem Garten "lit zu bachein und stost uf den bach". Derselbe Berain berichtet uns auch von der Laube zu Bachheim. Solche Lauben waren wie in den Städten so auch auf den Dörfern die Gerichtsstätten. In der Nähe gab es solche in Eichstetten und Oberbergen. Der Adelhauser Berain von 1327 nennt neun Häuser in Bachheim. Das alte Bachheim erstreckte sich um jene Zeit noch nicht bis hinab zum heutigen Bahnhof, denn unterhalb desselben befand sich damals noch Ackerfeld, wie wir aus dem gleichen Berain ersehen: "1/2 iuch. lit unter dem grendel in Bachein". Der Grendel war ein Schlagbaum oder Fallgatter, durch  der Weg in die Feldflur führte

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5. Güttisried
Die Breisacher Straße, die ungefähr in nordwestlicher Richtung durch das mittlere Dorf führt und beim Ochsen in einem rechten Winkel nach Westen abbiegt, hat hier ihre gerade Fortsetzung in einem Weg, der nach Norden dem Dorfbach entlang durch das östliche Oberdorf in den Berg hinaufzieht. Durch das westliche Oberdorf geht in der gleichen Richtung ein anderer Weg hinauf. Die letzten Häuser des Oberdorfes stehen in einer Schlucht zwischen den beiden Wegen. 200 Meter oberhalb der letzten Häuser hört diese Schlucht auf, und die beiden Wege münden ineinander. Hier zweigt die Stollengasse, deren Name uns helfen kann, die Lage des ehemaligen Güttisried zu bestimmen, nach Westen ab. Die vereinigten Hauptwege ziehen in der gleichen Richtung weiter zu dem Bigarten und dem Mittleren Bühl, die sich gleich nördlich anschließen. Zwischen der Abzweigung der Stollengasse und dem Bigarten breitet sich ein größeres Stück fast ebenen Ackerfeldes aus (200 x 300 m), das in drei ansteigenden Tälchen nach Südwesten Westen und Norden seine Fortsetzung hat. An der Stollengasse liegt der Ziegenbrunnen, und beim Bigarten entspringt der Dorfbach. Dieser Platz ist nach allen Richtungen durch Höhen geschützt, die jetzt mit Reben bepflanzt sind. So mußte er schon seit den ältesten Zeiten zur Ansiedlung geradezu reizen. Hier und nirgends anders müssen wir denn auch die ehemalige Siedlung Güttisried suchen. Der Adelhauser Berain von 1327 nennt uns nämlich "2 mannshauet erlan und velwen ze Güttisried und anderthalb lit daran Stollengasse". Die hier erwähnten erlan und velwen sind wohl am Bache gestanden. Die "Bigärten" finden sich immer direkt bei einer Siedlung. Wenn der beim Bigarten vorbeiführende Hauptweg im steilen Anstieg die Höhe erklimmt, ist das auch ein Zeichen seines hohen Alters, denn man verwendete einst bis in das vierzehnte Jahrhundert hinein in der Landwirtschaft, besonders im Rebbau, noch nicht so sehr wie heute den Wagen, als vielmehr den Esel zur Beförderung von Lasten, z. B. des Mistes und der Trauben. Da kam es nicht darauf an, daß die Wege nur allmählich anstiegen. Der Tennenbacher Berain von 13412 nennt nur anderthalb Juchert Acker "ze Götisriet". Daraus dürfen wir freilich nicht schließen, daß die Siedlung damals schon ausgegangen war; denn Tennenbach besaß hier sonst kein Gut. Jedenfalls hat Güttisried noch im Jahre 1327 bestanden; denn im Adelhauser Berain dieses Jahres lesen wir "1 Hus und 1 garte lit bi dem brunnen ze Gütisriet, da lit einhalb 1 hus und 1 garte und anderthalb 1 hus und garte". Es waren also wenigstens drei Häuser da. Der genannte Brunnen ist vielleicht der Ziegenbrunnen. Im Adelhauser Berain von 1423 ist Güttisried nicht mehr erwähnt. Es war also wohl schon eine Zeitlang untergegangen. Krieger hat also nicht recht, wenn er sagt: "Güttisriet, alter Name für einen Teil von Ihringen". Güttisried ist nicht in Ihringen aufgegangen, sondern nördlich des heutigen Dorfes ausgegangen.

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6. Riedheim
Die Lage dieser Siedlung ist nicht so leicht und sicher festzustellen wie die bisher besprochenen Siedlungen. An den südwestlichen Teil des Dorf es grenzen die Riedergärten an. Sie liegen rechts des Weges, der südlich von der Kirche von der Breisacher Straße abgeht, um sich nach Süden zu wenden, und dann nach einem großen Bogen dieselbe Straße vor dem Ortsausgang wieder erreicht. Ohne Zweifel hängen die Riedergärten zusammen mit der Siedlung von Riedheim. An diesem Wege sind Mauerreste gefunden worden, auch dort, wo heute keine Häuser mehr stehen. Der Weg dürfte die im Adelhauser Berain von 1423 erwähnte "Rietheim gasse" sein, in der ein Haus genannt wird. Sie war also nicht die Gasse nach, sondern durch Riedheim. Der Tennenbacher Berain von 134131 führt einen Rietheimer Brunnen an, bei dem eine Hofstätte und ein Garten lag. Von diesem Brunnen ist aber heute nichts mehr bekannt. Auch der Adelhauser Berain von 1327 nennt sechs Häuser zu Riedheim und ebenfalls den Rietheim Brunnen. Man könnte die Riedheimer Gasse aber auch in dem Wege sehen, der etwas nördlicher als der eben angegebene von der Breisacher Straße nach Nordwesten abgeht und nach einem viel kürzeren Lauf auf die Breisacher Straße dort wieder einmündet, wo diese ihre letzte scharfe Wendung nach rechts macht. In diesem Falle wären die Riedergärten südwestlich der Siedlung Riedheim gelegen gewesen, während sie sich im anderen Falle nordöstlich derselben befunden hätten. Dann hätten wir Riedheim direkt südlich von Nordheim und westlich und südwestlich der Kirche zu suchen. So wäre die Siedlung nicht aus-, sondern im heutigen Dorfe aufgegangen, wie Krieger annimmt. Das ist aber doch nicht wahrscheinlich; denn in diesem Falle müßten die Mauerreste in den Riedergärten und das Verschwinden des Riedheimer Brunnens einen anderen Erklärungsgrund finden. Das wahrscheinlichste scheint zu sein, daß Riedheim an dem erstgenannten Weg lag und ausgegangen ist. 
Ich möchte auch nicht mit Krieger Riedheim als im Ried erklären, sondern als Heim beim Ried oder in der Nähe des Riedes. Man sollte aus einer Bezeichnung nie mehr herauslesen, als unbedingt darin enthalten sein muß.

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7. Brütheim
Von der Breisacher Straße führt westlich des Dorfes in der Nähe des Judenbegräbnisplatzes ein Weg in ein vielfach gewundenes, langes Tal hinaus, das fast bis zur Grenze der Gemarkung Achkarren geht. In diesem Tal liegt ein großer Teil des Ihringer Ackerfeldes. Ungefähr in der Mitte des Tales und links des Weges beginnt die lange und breite Ackerflur Oberbrunnen. Dort entspringt auch der Wasserlauf, der durch das Tal herabfließt, und dort gabelt sich der nach Westen ziehende Seitenweg nach vielen Richtungen auseinander. Die dort östlich des Hauptweges gelegene steilere Flur heißt Burghalde. Oberbrunnen und Burghalde kommen schon im Adelhauser Berain von 1327 vor  "2 iuch acker in ober brunnen, da lit einhalb bi dv burghalde". Der Platz ist zur Siedlung wie geschaffen. Tatsächlich sind auf der Westseite des Weges Mauerreste gefunden worden, und der Adelhauser Berain von 1423 nennt uns auch einen Namen, der für eine Siedlung an diesem Platze in Betracht kommen kann. Er spricht von sechs Manshauet Reben "lit in Oberbrunnen vor Bruthein". Bruthein ist wohl nur ein Schreibfehler für Brüthein. Auch sonst machen wir gewöhnlich die Beobachtung, daß ein Freier oder Edelmann seinen Wohnsitz von seinem Hofe im Tal auf die nahe gelegene Höhe verlegt hat. Im Adelhauser Berain von 1327 ist von einem Johannes dem Junkher und auf dem hier angeklebten Zettel von C. dem Junkher die Rede. Ob es sich aber um die Herren dieser Burg handelt, ist zweifelhaft. Förstemann nennt in seinem altdeutschen Namenbuch den Namen Brit oder Britte, von dem vielleicht der im Jahre 1094 genannte Ortsname Brittinheim herzuleiten wäre.

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8. Scheningen
Diese abgegangene Siedlung ist genannt in einer Urkunde von 1319 mit der Bezeichnung Schenning. Ein Mann von Eichstetten verkaufte an Rüdigers seligen des Münzmeisters Kinder von Breisach eine Gült, die zu bezahlen ist von Bönisberg, von Scharsaloch und Schenning. Der Bönisberg wird heute auf der Karte als Bömischberg bezeichnet. Er springt südwestlich vom Dorfe Achkarren etwas in die Ebene vor und liegt noch auf der Gemarkung Achkarren; aber an seiner Südostseite verläuft die Gemarkungsgrenze Achkarren - Ihringen. Das Scharsaloch, heute Scharschenloch, liegt südwestlich vom Bömischberg in der Ebene, nur einige hundert Meter von ihm entfernt, und gehört zur Gemarkung von Breisach. Auch der Adelhauser Berain von 1327 nennt es unter Ihringen und gibt uns seine ungefähre Lage an: "6 manshauet ze scharsachloch, da stost einhalb an ein weg, der gat gen ahtkarlen und anderhalb lit daran scharsachesloch." Schenning, das offenbar schon aus Scheningen verstümmelt ist, dessen Endung auf eine Siedlung hinweist, haben wir sicher auch in der Nähe zu suchen und wohl am ehesten in dem kleinen Tälchen am Südostabhang des Bömischberges, das etwas erhöht liegt. Wir hätten dann auch hier wieder die charakteristische Lage der alemannischen Siedlung. Der Name scheint heute nicht mehr bekannt zu sein. Die Siedlung war offenbar im Jahre 1319 schon längst ausgegangen. Orte mit dem Namen Schöningen zählt das Ortsbuch für das Deutsche Reich drei auf, Schöning zwei, freilich alle in Nord- oder Ostdeutschland. 
Nun hätten wir noch die sechs Siedlungen zu suchen, von denen wir oben sagten, daß sich ihre Lage nicht sicher bestimmen lasse.

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9. Breitingen
Der Adelhauser Berain von 1327 nennt Breitingen viermal, jedesmal in dieser Form. Bei der dritten Nennung heißt es: "ze Breitingen bi wezelun brunnen bi ein halb iuch matten". Darauf folgt gleich ein halb Juchert zu "Meienbrunnen". Der Wetzelbrunnen ist heute nicht mehr bekannt. Am ehesten ist er im Wetzental, nordöstlich des Dorfes, zu suchen. Dort liegt auch die große Ackerflur Meienbrunnen. Birmeli vermutet, daß Breitingen mit den Höfen unter oder auf der Himmelburg identisch sei. Er könnte damit recht haben, wenn die Siedlung nicht doch näher beim Dorf weiter unten im Wetzental zu suchen ist. In Württemberg gibt es ein Breitingen bei Ulm.

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10. Schacheim
wird nur im Tennenbacher Berain von 1341  genannt, und zwar zweimal nacheinander, in beiden Fällen nur mit Feldern, nicht mit Häusern. Daraus dürfen wir freilich nicht schließen, daß es damals öde war. Anhaltspunkte zur Feststellung der Örtlichkeiten finden sich keine. Krieger las statt Schachein Schatheim. Es sei im Dorf aufgegangen, meint er, und der Name als Heim im Schatten zu erklären. Nun liegt aber südöstlich von Ihringen das Gewann "Schachen" und anschließend der "Schachenberg". Es ist doch wohl einleuchtender, das im Tennenbacher Berain genannte "Schachein" mit diesen Flurnamen in Verbindung zu bringen und den Ort dort zu lokalisieren.

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11. Bettweiler
Krieger nennt die Siedlung Bettweier. Der mittelalterliche Name lautet aber „Bettewilre“. Infolgedessen müßten wir im Neuhochdeutschen Bettweiler sagen, wie bei den anderen -weiler-Orten im Breisgau: Wasenweiler, Gallenweiler, Heuweiler, Wolfenweiler, Badenweiler usw. 
Poinsignon bezeichnet Bettweiler als eine abgegangene Siedlung. Ihm ist auch Krieger gefolgt. Ob beide damit recht haben, scheint doch nicht ganz sicher zu sein. Denn der Adelhauser Berain von 1327 nennt einen Acker "lit in Bettebünde bi guttis riet bi dem brunnen". An anderer Stelle im selben Berain ist diese Bettebünde nochmals als Betbinde erwähnt, und gleich darauf ist der Bigarten genannt, den wir vorhin schon als nördlich von Güttisried gelegen kennengelernt haben. Es mag also wohl sein, daß Bettweiler bei Güttisried lag. Platz dazu war an diesem Ort gewiß noch genug vorhanden und die ursprünglichen Siedlungen waren sicher nicht groß. Ausgeschlossen ist es aber nicht, daß Bettweiler unten im heutigen Dorfe lag. Auch im Elsaß gibt es Orte mit dem Namen Bettweiler und in der Schweiz an der Elsässer Grenze ein Bätwil. Orte mit der Vorsilbe Bet- kommen am Oberrhein mehrere vor: Betburg bei Müllheim rechts des Rheines, zwei Bettbur, ein Bettendorf und ein Bettenhofen links des Rheines. Der Name Bettweiler für eine Siedlung ist altes alemannisches Sprachgut. Die Vorsilbe dürfte einen Mann bezeichnen, der die Siedlung angelegt hat. So wird auch ein Betto die Bettebünde (eingezäunter Platz in der Felderflur) bei Güttisried geschaffen haben. Es wäre aber auch anzunehmen, daß dieser Betto seine Bünde vom heutigen Dorf aus angelegt hat; sie lag auch so noch nahe bei einer Siedlung. Jedenfalls haben wir Bettweiler entweder bei Güttisried oder im heutigen Dorf zu suchen. Im ersten Falle wäre es wie Güttisried aus-, im letzten Falle in Ihringen aufgegangen. Dann aber könnte es mit der alten Siedlung bei Kilchhofen gleichzusetzen sein. Bei dem einen Bettweiler im Elsaß (Kreis Zabern), das schon 737 genannt wird, war die erste christliche Kirche auf den Trümmern eines alten Heidentempels errichtet worden.

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12. Westheim
Schon der Name deutet an, daß wir die Siedlung irgendwo westlich einer anderen Siedlung, wahrscheinlich der Ursiedlung, zu suchen haben. Der Adelhauser Berain von 1327 führt zwei Häuser in Westheim an und auch einen Baumgarten mit einem halben Juchert Acker; bei diesem letzteren Gut lag ,,Bertold des Winmans breiel". Der lange und breite Breuel von Ihringen schließt sich im Süden an das Dorf an. Auch der Adelhauser Berain von 1423 nennt noch ein Haus in Westheim; freilich ist der Eintrag durchgestrichen, aber er dürfte einmal gegolten haben. Die Flur am westlichen Ausgang des Dorfes und südlich der Breisacher Straße heißt Westgärten. Ein Westengarten wird schon im letztgenannten Berain erwähnt. Wenn wir Riedheim bei den Riedergärten gesucht haben, werden wir auch Westheim bei den Westergärten annehmen dürfen. Die Flur, die sich nördlich der Breisacher Straße zum Krebsberg hinauf zieht, heißt Torgasse. Sie ist schon 1327 erwähnt. Auch der Berain des Klosters St. Blasien vom Jahre 1381 nennt sie, und zwei Seiten nachher noch das: "vorm Tor vnder dem Buchel". Das mittelalterliche Dorf war also hier durch ein Dorftor abgeschlossen. Wir haben also ziemlich sicher Westheim innerhalb des heutigen Dorfes zu suchen, wenn es auch nicht ganz ausgeschlossen ist, daß die Siedlung auf dem im nächsten Absatz zu besprechenden Gelände lag. Das Ackerfeld, das sich westlich der Westengärten an der Breisacher Straße südlich anschließt, heißt "Westerfeld"; die Ackerflur, westlich der Kaibengasse, die hier ins Ried hinausführt und uns gleich noch weiter beschäftigen wird, trägt den Namen "Inneres Westerfeld", die darauf folgende bis zur Südwestspitze des Kaiserstuhles "Äußeres Westerfeld". Diese beiden langen Feldstücke brauchen ihre Bezeichnung aber nicht von der Siedlung Westheim erhalten haben; sie werden vielmehr wie Westheim selber und Ost- und Nordheim wegen ihrer Lage zum Dorf so genannt worden sein. 
Daß Westheim im heutigen Dorf aufgegangen ist, ist nicht ganz sicher, denn auch westlich des Dorfes haben wir mit Bestimmtheit noch eine oder gar zwei ausgegangene Siedlungen anzunehmen. Das ergibt sich deutlich aus der Führung der Kaibengasse und in etwa auch aus dem vom Dorf nach Norden und Nordwesten anschließenden Gelände. Die Kaibengasse zweigt in einem spitzen Winkel von der Breisacher Straße ab. Dieser spitze Winkel öffnet sich aber nicht vom Dorf weg, sondern zum Dorf hin. So kann die Gasse ursprünglich nicht vom Dorf aus angelegt worden sein. Später hat man den spitzen Winkel durch einen kleinen Verbindungsweg vom Dorf aus angeschnitten. Die Kaibengasse wurde ursprünglich vom Westen aus angelegt. Dort haben wir also eine abgegangene Siedlung zu suchen. Brauchbares Ackergelände für eine solche, erhöht über dem sumpfigen Ried gelegen und zugleich geschützt von umgebenden Höhen, ist dort nördlich der Breisacher Straße übergenug zu finden. Es ist zunächst die Gegend des Judenbegräbnisplatzes, wo der Weg nach Oberbrunnen hinauf führt. Auf diesem Wege öffnen sich aber auch bald noch zwei Tälchen, die für eine Siedlung in Frage kommen; das Tiefental nach Südwesten und, fast gegenüber, das kleine Frontal nach Nordosten. Das ist auch in diesem Falle wieder ein Gelände, wie es von den Alemannen zur Siedlung so gern gewählt wurde. Wenn nicht Westheim hier lag, was nach obigen Ausführungen ziemlich unwahrscheinlich ist, so können wir hier die beiden anderen 
abgegangenen Siedlungen Kettingen und Wolptal annehmen (für Brütheim bei Oberbrunnen ist die Kaibengasse ziemlich weit entfernt und die dortige Siedlung hatte ja dort oben genug recht günstiges Ackergelände).

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13. Kettingen
Krieger meint, diese Siedlung sei in Ihringen aufgegangen. Er vermutet das wohl deshalb, weil im Jahre 1327 nach dem Bericht von Poinsignon noch ein Hof zu Kettingen genannt ist. Wir brauchen ihm aber hier nicht zu folgen, denn wie Güttisried entgegen seiner Annahme nicht im heutigen Dorf aufgegangen ist, sondern an anderer Stelle lag und erst nach 1327 verschwunden ist, dürfen wir dasselbe für Kettingen annehmen. Daß übrigens zwei –ingen Siedlungen wie Kettingen und Ihringen so nahe beisammen lagen, wie wir dies nach Krieger annehmen müßten, ist doch auch nicht gerade wahrscheinlich. So mag denn Kettingen in der Nähe der Breisacher Straße am Wege nach Oberbrunnen gelegen gewesen sein.

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14. Wolptal
Noch eine 14. Siedlung ist auf der Gemarkung Ihringen zu vermuten. Der Adelhauser Berain von 1327 nennt nämlich Frauen von Nordheim, die zwei Juchert Feld im Nätental besitzen, und der Tennenbacher Berain von 1341 erwähnt gleich nacheinander "der frowan gut von wolptal". Mit dem Ausdruck "der Frauen Gut" ist in den Urkunden jener Zeit das Gut der Klosterfrauen bezeichnet. Es gab also einst in Ihringen Frauenklöster, wenn auch nur ganz kleine. Die einen wohnten im Oberdorf, in Nordheim; vielleicht sind es die gleichen, die im Tennenbacher Berain "Frauen von Ihringen" genannt werden. Was ist aber mit den „Frauen von Wolptal" gemeint? Lag ihr Kloster etwa auswärts, irgendwo sonst im Breisgau oder im nahen Elsaß? Man könnte das denken, wenn nicht im Adelhauser Berain von 1327 zweimal Güter eines Johannes Wolptaler zu Ihringen erwähnt wären. Dieser Wolptaler muß in Ihringen selbst gelebt (dazu paßt ja auch sehr gut sein Vorname, den wir in Ihringen so häufig gefunden haben) und seinen Namen von einem Wolptal erhalten haben; das alles deutet darauf hin, daß wir Wolptal auf der Ihringer Gemarkung selber zu suchen haben und daß dort ein Kloster und damit auch eine Siedlung stand. Für die Lokalisierung wird am ehesten das oben bezeichnete Gebiet am Wege nach Oberbrunnen in Frage kommen. Volle Sicherheit besteht freilich nicht. Es gibt auf der Ihringer Gemarkung auch noch andere Tälchen, an die man denken kann, wie etwa an eines der Tälchen im Wetzental. Die meiste Wahrscheinlichkeit besteht aber doch für den unteren Teil des Oberbrunner Weges.

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Dr. BERNHARD SCHELB 
Auszug aus der Festschrift zur 1000-Jahr Feier
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